Der Sinn des Lebens

Den echten Sinn unseres Lebens erfahren wir, wie der Name schon sagt: über unsere Sinne.  Von Vandan Ulf Münkemüller, HP (Psych.), Bielefeld

Über unsere physischen Sinne erleben wi den Kontakt mit der materiellen Welt, und über unsere psychischen Sinne, unsere Emotionen erfahren wir unser Dasein in der geistigen Welt. Je offener und empfänglicher wir sind, desto mehr haben wir teil am Leben und sind wir Teil des Lebens selbst. Vollkommen offen ist unser Leben in jedem Augenblick voll mit Sinn. Aber häufig wir sind nun einmal alles andere als offen. Wie oft sind wir verhärtet und verschlossen, körperlich und geistig ängstlich und verbittert, verschließen hierdurch unsere inneren Türen und isolieren uns vom Leben. Dieses Verschließen hat natürlich seine Gründe, es ist ein Schutzreflex, ein instinktiv erlernter Rettungsreflex, der sich als Resultat erlittener Verletzungen eingestellt hat. Diese Reflexe wirken auf
unsere Sinne wie ein Filter. Unser Empfinden wird reduziert, die Intensität unseres Fühlens nimmt ab und damit gleichzeitig auch das Erleben von Sinnhaftigkeit. Da wir alle aber die Vorstellung einer Sinnhaftigkeit für unser Leben brauchen, ersetzen wir den Mangel an real erlebtem Sinn nun durch philosophische Konstrukte. Ob wir politische, humanistische, materialistische oder spirituelle Inhalte wählen, spielt hier keine Rolle, denn die Qualität ist immer die gleiche: es handelt sich immer um den verzweifelten Versuch, unserem als sinnlos erlebten Leben über das Denken wieder Bedeutung zu geben. Dabei ist echte Be-Sinnung durchaus möglich. Wir brauchen einfach nur den Mut, unsere Sinne wieder vollkommen zu nutzen, so wie jedes Kind es tut. Wenn wir bereit sind, alles zu fühlen,  was das Leben in uns auslöst, das Angenehme und auch das Unangenehme, wenn wir bereit sind, uns berühren und treffen zu lassen und uns vom Leben erschüttern zu lassen, können wir unsere automatisierten Schutz- und Rettungsmechanismen deaktivieren und wieder zu Be-Sinnung kommen. Ja, es braucht Mut, sich allem zu öffnen, und die Bereitschaft alles zu fühlen, ist bestimmt nicht immer lustig. Aber es lohnt sich, es lohnt sich immens, denn endlich können wir aufhören, gegen das Leben zu kämpfen, können uns entspannen, können in unserem Leben ankommen und seinen Sinn erleben.


Warum sind wir traurig?

Was ist der Grund und was ist der Sinn von Traurigkeit? Traurigkeit ist, genau wie Schmerz, Schwäche und das Gefühl von Angst und Leere das Zeichen eines Mangels.  Von Vandan Ulf Münkemüller, HP (Psych.), Bielefeld

Manchmal hat Trauer einen Auslöser.
Wenn wir verlassen werden, wir unseren Job verlieren oder wir selbst oder unsere Lieben Krankheit und Tod erleben, dann sind wir getroffen und spüren unsere Traurigkeit. Und manchmal ist sie einfach da, für Momente und Phasen unseres Lebens, spüren wir sie, scheinbar grundlos und ohne jeden Anlass. Aber Traurigkeit hat immer einen Grund, und zwar immer den Gleichen: … uns fehlt Liebe im Leben … Wir denken vielleicht, wir wären traurig, weil ein Mensch uns nicht mehr will oder ein Wunsch oder eine Hoffnung sich nicht erfüllt haben, aber das ist ein Irrtum, eine Täuschung. Wir sind traurig, weil uns Liebe fehlt … Wenn wir eine echte Lösung wollen, wenn wir Entwicklung und Heilung wollen, ist es nötig, wehrlos zu sein, uns treffen zu lassen, die Ent-Täuschung zu erlauben und die Trauer als Zeichen unseres Liebesmangels zu verstehen. Dann erst hören wir auf, das Leben und die Anderen kontrollieren und manipulieren zu wollen, und können beginnen, für mehr Liebe zu sorgen. Der Grund unserer Traurigkeit ist der Mangel an Liebe, und der Sinn und die Funktion unserer Traurigkeit ist das Anzeigen dieses Liebesmangels. Traurigkeit hat in unserer Psyche die gleiche Funktion wie die rote Lampe in unseren Autos. Wenn sie leuchtet, wissen wir genau, dass dem Motor Öl fehlt, und wir kümmern uns darum, Öl zu besorgen und aufzufüllen. Wenn wir Traurigkeit wirklich verstehen, wissen wir genau, dass uns Liebe fehlt, und wir kümmern uns darum, dass mehr Liebe in unser Leben fließt und mehr Liebe in unserem Leben fließt.


Hier und Jetzt

Ob wir den Augenblick genießen oder am Augenblick verzweifeln hängt nicht von den Ereignissen ab, sondern einzig und allein und ganz und gar von unserer inneren Haltung, von unserer Perspektive.  Von Vandan Ulf Münkemüller, HP (Psych.), Bielefeld

Realität ist nur im diesem Augenblick erlebbar durch unsere Sinne, durch Sehen, Hören und Empfinden. Den Augenblick genießen heißt den Augenblick begrüßen. Genießbar wird der Augenblick durch unser JA zu allem was der Augenblick uns bietet. Alles was ist zu begrüßen, alle äußeren und inneren Realitäten zu bejahen und von Herzen anzunehmen, bringt Frieden ins Leben und macht es genießbar. Unser Kampf und unser Wehren, unser Widerstand gegen alles, was uns nicht gefällt in der Welt, unser Kampf gegen uns selbst, gegen unser Fühlen und Empfinden, gegen unser So-sein wie-wir-sind, unser Anders-sein-wollen schafft inneren Unfrieden und macht den Augenblick ungenießbar. Und weil der Augenblick so ungenießbar ist, fangen wir an ihn zu vermeiden. Wir flüchten uns in Geschichten und Phantasien, in ideologische oder spirituelle Träume, verlieren uns in romantischen Bildern und in der Hoffnung, dass irgendwann alles einmal besser wird. Und wir werden frustriert, immer und immer wieder enttäuscht und frustriert, weil wir den Sinn nicht finden in all unseren Träumen und Hoffnungen. Ganz im Gegenteil, wir haben ihn verloren, den Sinn unseres Lebens, weil wir ihn suchen wo er nicht ist. Er ist nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft. Er ist nicht in unseren Wünschen und Vorstellungen und Hoffnungen, er ist nicht in unserem Denken. Der Sinn unseres Lebens ist nur in diesem Augenblick, nur im Hier und Jetzt, er ist nicht im Denken, sondern im Fühlen, und wir werden ihn finden und erleben, wenn wir uns mutig den inneren und äußeren Realitäten des Lebens stellen, wenn wir bereit sind JA zu sagen zu all dem was wir erleben, was wir spüren und fühlen und mit unseren Sinnen wahrnehmen. Vollkommen unabhängig von dem WAS uns begegnet und passiert macht unser JA zum Leben unser Leben sinnvoll und genießbar.


Guck mal Mami

Das kennen wir alle, wenn kleine Kinder nach Mami und Papi rufen, um ihnen zu zeigen, was sie Tolles können oder grade neu entdeckt haben.  Von Vandan Ulf Münkemüller, HP (Psych.), Bielefeld

Wenn Mami dann guckt und dem Kind seine Aufmerksamkeit schenkt, vielleicht sogar liebevoll ein paar anerkennende Worte spricht, fühlt sich das Kind gesehen und gehört, angenommen, geliebt und genährt. Und jedes Kind braucht diese Liebe, um sich wohl zu fühlen, sich geborgen und sicher zu fühlen. Es braucht die Energie dieser Liebe, um sich entwickeln und entfalten zu können. Wenn aber Eltern keine Zeit, keine Lust oder keine Fähigkeit haben, sich ihrem Kind liebevoll zu widmen und zuzuwenden, bedeutet dies für das Kind eine tief gehende psychische Verletzung. Und mehr oder weniger haben wir alle diese Verletzungen erlebt und tragen diese unerfüllten Bedürfnisse nach Gesehen- und Gehörtwerden noch immer in uns. Unsere mitunter verzweifelten Versuche, von unseren Partnern und Kindern, von Kollegen und Chefs, von Nachbarn oder der Bedienung im Café wahrgenommen, ernstgenommen, gesehen und gehört zu werden, sollen diese tiefe Leere füllen und diese tiefe Wunde heilen. Auch unsere Präsenz in Social Media, unserere Postings über unser Essen, unser Aussehen und andere Alltäglichkeiten sollen im Grunde nichts Anderes erreichen, als das nachträgliche Stillen dieses unerfüllten Liebesbedürfnisses. Und das kann sogar klappen ...! Psychologische Forschung hat ergeben, dass jedes "like" bei Facebook eine positiv, nährende Wirkung hat, ähnlich wie eine Berührung oder ein freundliches Wort.  Und dennoch ist alle Zuwendung und Wertschätzung von außen nicht in der Lage, diesen tiefen Mangel in uns zu beseitigen. Für eine echte und nachhaltige Heilung ist nur unsere eigene Sicht auf uns selber entscheidend. Wenn wir selber lernen, uns selber zu lieben, uns zu sehen, zu hören und zu spüren, wenn unsere inneren Eltern sich unseren inneren Kindern liebevoll widmen, dann erfüllt sich, was leer war, und dann heilt, was verletzt war. All die wunderbare Zuwendung von außen können wir dann sozusagen als Zugabe genießen, wie die Sahne auf dem Kuchen.


Ego – Oder: Jackpot

Ich hab’s einfach mal versucht. Da kam mir auf dem Weg in die Stadt dieses Schild entgegen – Jackpot: 21 Millionen. Schon stand ich im Laden, von einer intuitiven Macht geleitet, vom Ego wohl auch, von Gier womöglich, schloss die Augen, fühlte nach innen und machte meine Kreuzchen.  Von tg

Die Chancen standen schlecht. Links eine 1, dahinter ein Doppelpunkt, dahinter eine lange Zahl. Die 1 stand für den Jackpot, die lange Zahl für Niete. Nun denn, es ist ja nur ein Spiel. Im Laufe des Tages begann ich zu fantasieren. Was würde ich mit 21 Millionen Euro anstellen? Vor allem die Aussicht, nie mehr arbeiten zu müssen, gefiel mir. Mit einem Freund sprach ich über das Thema. Rücksichtslos erinnerte er mich an eine Diskussion, die wir kürzlich geführt hatten, und bei der ich die sich vergrößernde Kluft zwischen Arm und Reich, den wachsenden Egoismus schlechthin kritisiert hatte. "Du wirst also einer von den Reichen, wenn es klappt", gab er zu bedenken, "einer von denen, die die Kluft vergrößern". So hatte ich es noch nicht betrachtet und kam ins Grübeln, horchte nach innen, beobachtete Gedanken und Gefühle, die 21 Millionen vor Augen. Entdeckte entsetzt einen Kleingeist – nennen Sie ihn von mir aus Ego –, der einfach alles behalten wollte, der das Haus mit einer Alarmanlage versah, um Neider und Diebe abzuhalten. Zu meiner Ehrenrettung gab es auch Stimmen, die bereit waren, zu teilen, Sinnvolles zu stiften – eine ethische, innere Instanz, die sich, wenn auch noch recht schwach, wehrte. Es war also gut zu beobachten, wie schnell egoistische Reflexe anspringen. Und dass es einer bewussten Auseinandersetzung bedarf, diesen Reflexen nicht blind zu folgen. Geld verdirbt nicht unbedingt den Charakter, tröstete ich mich. Aber es stellt ihn schon auf die Probe. Mit gemischten Gefühlen verfolgte ich die Ziehung der Lottozahlen. Ich hatte "einen Richtigen". Dafür gab’s nicht mal 21 Cent. Meine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Mein Ego schwieg beleidigt. Arbeite ich eben weiter, versuche ich halt weiter, über die Runden zu kommen. Damit bin ich vertraut. Lotto werde ich nie wieder spielen. Vorerst. Gut, irgendwann probier ich es noch einmal. Nur um mein Ego erneut auf die Probe zu stellen. Und wer weiß – vielleicht klappt es dann mit dem Jackpot!


Über den Urschmerz

Ganz gleich was uns traurig macht oder emotionalen Schmerz in uns berührt, dies ist immer nur der Auslöser, aber nicht der Grund für unsern Schmerz und unsere Trauer.  Von Vandan Ulf Münkemüller, HP (Psych.), Bielefeld

Wir glauben vielleicht, dass wir traurig sind, weil der Hund gestorben ist oder wir unseren Job verloren haben, wir glauben es würde wehtun, dass unser Partner uns verlassen hat oder wir ungerecht behandelt wurden. Aber all diese Situationen und Erlebnisse sind nur die Auslöser von Schmerz und Trauer, nicht aber ihre Gründe. Der eigentiche Grund ist unser Alleinsein. Wir Menschen sind in unseren Körpern allein und solange unsere Seele schlummert, sind wir in unseren Körpern "mutter-seelen-allein".  Wenn unsere Seelen in einen Körper einziehen, wenn wir, aus irdischer Sicht, gezeugt und geboren werden, vergessen wir, wer und was wir eigentlich sind. Dieses Vergessen ist nötig,  damit wir all die Erfahrungen machen können, die wir machen wollen. Wir vergessen, dass wir ein ewiges, unbegrenztes und freies Wesen sind, untrennbar geborgen im Allganzen. Wir ziehen ein in diesen Körper und erleben und betrachten nun alles aus der getrennten und angstvollen Perspektive unseres Körpers. Wir sehen, glauben und denken uns getrennt und isoliert und fühlen uns hierdurch natürlich in Trauer und Schmerz. Der Körper und auch die körperlichen Aspekte der Psyche sind ängstlich und bedürftig. Sie brauchen die Präsenz und die Zuwendung unserer Seele, damit auch sie sich versorgt und geborgen fühlen. Das Erinnern und Erwachen unserer Seele lässt den Urschmerz verschwinden und unsere Urwunde heilen.

 


Glücklich traurig sein

Um unser Leben in Balance zu leben, brauchen wir Zeiten des Trauerns.  Von Vandan Ulf Münkemüller, HP (Psych.), Bielefeld

Zeiten, in denen wir nichts tun, außer unseren Schmerz und unsere Trauer zu fühlen und unseren Tränen freien Lauf zu lassen. In Liebe zu trauern,
lässt uns friedlich und ruhig werden, es lässt unsere Wurzeln wachsen und schenkt uns Lebendigkeit und Stabilität. Und wir alle haben Grund zum Trauern, denn jeder von uns ist allein. Wir können versuchen, uns darüber hinwegzutrösten, können es uns hübsch einrichten in unserem Leben. Wir können heiraten und Kinder kriegen, Karriere machen und einen Haufen Geld verdienen, wir können Häuser bauen und Bäume pflanzen, aber all diese Dinge sind nicht geeignet, uns nachhaltig zu trösten. Wenn wir erlauben können, loszulassen und dem Schmerz des Alleinseins zu begegnen, die Trauer zu fühlen und die Tränen zu weinen, geschieht tiefste Entspannung, Erfüllung und Geborgenheit. Spaß und Freude führt uns nach oben, hinaus in die Welt. Trauer und Schmerz führen nach innen und zum Zentrum unseres Seins. Wir Menschen und unsere Seelen haben das Streben, beides zu erleben, die Höhen und die Tiefen. Wenn wir nun versuchen, eine Hälfte auszuschließen, wenn wir versuchen,
immer stark und fröhlich zu sein, verlieren wir den Boden unter den Füßen und werden instabil und unglücklich. Wenn wir aber die Bedeutung des Trauerns verstehen können und uns, vielleicht sogar freiwillig und ohne äußeren Anlass, Zeiten des Trauerns und des Nach-Innen-Fallens lassen können, bleiben wir stabil und in Balance und machen uns selber glücklich.


Munroe, Randall: how to – Wie man`s hinkriegt

Wissen

Von tg

 

„Mag sein, dass eine Idee schlecht ist, aber genau herauszufinden, weshalb es eine miese Idee ist, kann uns eine Menge lehren – und vielleicht bringt es uns ja auf einen besseren Denkansatz.“


Wollten Sie schon immer mal einen neuen Weltrekord im Hochsprung aufstellen? Eine Drohne fangen? Ihr Haus am Umziehen hindern? Oder ganz einfach nur pünktlich sein? Kein Problem mit dem „Self-Help-Guide“ vom einstigen Roboteringenieur der NASA, Cartoonisten, Autor des Wissenschaftsblogs „what if?“ und des Webcomics „xkcd“ Randall Munroe.


Nutzen Sie ganz einfach Leewellen, Polarwirbel, Polarnacht-Jetstream. So hoch kommt keine Drohne – die sie mit einem Bumerang, einem Pfeil, einem Golfball und etwas Geduld vom Himmel holen können. Mit einer Anti-Hurrican-Verankerung im Fundament bewegt sich ihr Haus garantiert nicht vom Fleck. Und wollen Sie nie zu spät kommen, bewegen Sie sich schneller, gehen Sie früher los, verändern Sie die Länge der Tage!


Das sind zwar ziemlich „absurde“, aber „wissenschaftliche Empfehlungen für alle Lebenslagen“. Und eine gute Chance, auf unterhaltsame Weise seinen Horizont zu erweitern.


„how to – Wie man’s hinkriegt“ von Randall Munroe, Penguin Verlag, 384 Seiten.

Wert, Werte, Wertschätzung – Was wirklich zählt

Wer freut sich nicht über ein Geschenk, das von Herzen kommt?! Es zeigt mir, da ist jemand, dem ich etwas bedeute. Ein Mensch, der  mich wertschätzt, der Wert auf meine Nähe legt, mit mir bestimmte Wertvorstellungen teilt. Die Kostbarkeit von Freundschaft, Familie und Partnerschaft, das Geschenk des Lebens an sich wird uns gerade in Krisenzeiten schmerzlich bewusst, denn wir müssen uns existenziellen Fragen stellen. Werte wie Freiheit, Gesundheit, Loyalität, Verantwortung oder Gerechtigkeit werden heiß diskutiert, neu ausgelotet, eingeordnet. Und prallen auf wirtschaftliche, politische und egoistische Interessen. Für die Gesellschaft und jede/n Einzelne/n gilt es zu prüfen, was wirklich zählt, was sinnvoll, wichtig, unverzichtbar und unverhandelbar, was zweitrangig, gar entbehrlich ist. Wert, Werte und Wertschätzung sind maßgebliche Aspekte innerer und äußerer, individueller und kollektiver Transformation und begleiten Ausrichtung, Wandel und Neuanfang.  Von tg

Zu meiner Grundschulzeit waren Sammelalben der große Hit. Sie bestanden aus Text und leeren Bilderrahmen. Mitunter bekam ich eins geschenkt, die fehlenden Klebebilder von Fußballspielern, Autos oder wilden Tieren gab es in einer Art Wundertüte zu kaufen. Ärgerlich war nur, dass ich bald viele uninteressante Kleintiere doppelt und dreifach besaß, während die imposanten Wale und Saurier Seltenheitswert hatten. Also wurde eifrig und mit Verhandlungsgeschick getauscht. Für einen Wal musste man locker zehn Säugetiere geringerer Größe hinblättern, für einen Saurier mindestens fünfzehn – und machmal einen Wal obendrein.
Ein weiterer Zeitvertreib auf dem Pausenhof hieß „Schangeln“. Dazu versammelten wir uns im Abstand von mehreren Metern vor einer Wand und warfen ihr Pfennige oder Groschen entgegen. Wer sein Kleingeld mit dem geringsten Abstand zum Mauerwerk platzieren konnte, durfte die Münzen aller Mitspieler einsammeln, baute daraus auf den Fingerspitzen einen Turm, warf ihn in die Luft, ließ ihn vom Handrücken abprallen und begrub ihn gewinnbringend in der Faust – oder klatschte die Münzen ungeschickt über das Schulgelände. Wir empfanden Schangeln als willkommene Ablenkung vom Unterricht, als gute Möglichkeit, in kürzester Zeit das Taschengeld aufzubessern (oder zu verjubeln). Und vom Gewinn Sammelbilder zu kaufen. Die Schulleitung sah das anders und verbot sämtliche Tätigkeiten, bei denen Zahlungsmittel leichtfertig den Besitzer wechselten.

Wir wurden kreativ, schlugen im heimischen Keller Kronkorken von Papas geleerten Bierflaschen platt und schangelten damit unter zähneknirschender Beobachtung der Lehrkörper weiter. Über Nacht hatten wir eine neue Währung geschaffen, die den Vorteil hatte, dass wir ihren Wert vor jeder Spielrunde beliebig festsetzen konnten. Ein Faustpfand, der nach der Schule in bare Münze umgewandelt wurde, es sei denn, der Schuldner berief sich plötzlich auf das von der Schulleitung erlassene Verbot – oder seine Muskeln.

Apropos Spielgeld: Für einen überaus glücklichen Moment wähnte ich mich für alle Zeiten sämtlicher Geldsorgen entbunden. Während des Kronkorkenplattmachens entdeckte ich in einer alten Kiste ein Bündel von Fünfhundert-Millionen-Mark-Scheinen aus dem Jahr 1923. Inflation war noch ein Fremdwort für mich. Auch Geld kann plötzlich nichts mehr wert sein.

Wie Grundschulkinder heutzutage in der Pause ihr Taschengeld aufbessern, ist mir nicht bekannt. Vielleicht schangeln sie mit Bitcoins?

Super Mario und der Niedriglohnsektor

Wozu die Zeitreise in die Kindheit? Wir sehen, schon früh beginnt das Interesse an materiellem und ideellem Wertzuwachs. Gepaart mit einer  gehörigen Portion an Naivität und Egoismus. Die nicht jede/r mit zunehmendem Alter ablegt – nicht nur im Zusammenhang mit Geld.
Auch erwachsene Menschen neigen dazu, bei der Bewertung einer Sache (übertrieben) emotional zu reagieren und jegliche finanzielle Vernunft in den Wind zu schlagen. So ersteigerte kürzlich ein Spielenarr ein original verpacktes „Super Mario Bros.“ Computerspiel aus dem Jahre 1985 für rund 561000 Euro. Ob er es wohl ausgepackt hat? Im Nintendo eShop kann man das „Original, welches Mario zu seiner außerordentlichen Bekanntheit verholfen hat“, übrigens für 4,99 Euro herunterladen – und es funktioniert obendrein auf einem modernen Rechner. Wer weiß, vielleicht verhökert der Schlaumeier den verpackten Super Mario in ein paar Jahren für den doppelten Preis.

Unterliegt ein (finanzieller) Wert auch Schwankungen, unter anderem von Angebot und Nachfrage bestimmt, wird der Begriff „Wert“ indes hauptsächlich in seiner Bedeutung als möglichst objektiver Maßstab, an dem sich jede/r orientieren kann, verwendet. Münzen und Scheine als Tauschmittel dienen dem kalkulierbaren Erwerb von Produkten, Wertgegenständen und Dienstleistungen. Doch Geld – im Grunde nur ein Stück Metall oder Papier oder eine Zahl auf dem Kontoauszug – stellt den Charakter auf die Probe. Werden etwa Fähigkeiten von Menschen fragwürdig in Geldwert bemessen, führt das vermehrt zu Ungerechtigkeit, auch Niedriglohnsektor genannt. Haben die Abgehängten der Leistungsgesellschaft kein starkes Selbstwertgefühl entwickelt, fühlen sie sich im Vergleich zu anderen herabgesetzt, empfinden sich im Extremfall als wertlos. Einseitige wirtschaftliche Interessen (und Machtbestrebungen), die Ökosysteme und Menschenleben der Gewinnmaximierung unterordnen, führen zu Ungleichheit und Zerstörung. Werden Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Kultur, Herkunft oder Religionszugehörigkeit abgewertet, nennt man das Rassismus.

Weitsicht statt Tunnelblick

Umweltzerstörung, Artensterben, Unterdrückung und Armut führen zu Unzufriedenheit und Widerstand. Industrie, Finanzwelt und Politik geraten unter Druck. Langsam findet (notgedrungen) ein Umdenken statt. Die Kosten von Klimawandel, Pandemien oder Flüchtlingswellen verdeutlichen, dass nachhaltiger gewirtschaftet werden muss. Konzepte wie die des „ökonomischen Gesamtwertes“ unterstreichen die Bedeutung von Lebensräumen, indem sie mehrere Faktoren einbeziehen. Etwa die Gebrauchswerte, die unmittelbaren und zukünftigen Nutzen veranschlagen. Dazu Nicht-Gebrauchswerte, die Natur aus ethischen Gründen schützt und für nachfolgende Generationen erhalten möchte. Die bürgerschaftliche Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie versteht sich als „wachsenden Prozess mit globaler Ausstrahlung“ und Alternative für Unternehmen, die ökologische Nachhaltigkeit, Solidarität und demokratische Mitbestimmung als zentrale Werte für unabdingbar erklären.

Aus einem erweiterten Blickwinkel lassen sich komplexe Phänomene besser beleuchten. Beziehen wir außer dem rein äußeren, materiellen Wert innere Werte mit ein, ergibt sich ein größeres Gesamtbild. (Innere) Werte sind kulturell und religiös beeinflusste Wertvorstellungen, als positiv empfundene Wesensmerkmale. Kollektiv finden diese ihren Ausdruck im Wertesystem von Wertegemeinschaften wie Nationen, Staatenbündnissen (EU),  Religionsgemeinschaften – in Form von als sinnvoll, moralisch, ethisch, gut bewerteten Normen, Rechten, Geboten. Sie dienen der Orientierung, Ausrichtung und der Sicherung gefestigter sozialer Strukturen. Kollektive Werte sind Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde, Toleranz, Nächstenliebe.

Kollektive Werte prägen individuelle Wertvorstellungen. Jede/r Einzelne erschafft sich jedoch ein ganz persönliches Wertesystem, das sich als Entwicklungslinie mit der Zeit verändert. Fragen wir beispielsweise einen älteren Mann jenseits der Midlife-Crisis, was ihm wichtig sei, antwortet er womöglich: „Liebe, Frieden, Gesundheit“. Und mit einem Grinsen: „Die digitale BVB-Collection für mein virtuelles Panini-Album“. Im Grundschulalter hätte er vielleicht: „Mama, Papa, Kronkorken. Und mein Sammelalbum ‚Wilde Tiere‘“ erwidert. Derartige Antworten geben Hinweise auf die Vermischung von äußerem (und ideellem) Wert und inneren Werten, unterschiedliche Bedürfnisse und Ansichten, auf Motivation, Ziele und zu erwartende Handlungen.

Die Entwicklungslinie der Werte beziehungsweise die Werte-Intelligenz untersuchte der amerikanische Professor für Psychologie Clare W. Graves. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden von Don Beck und Christopher Cowan weiterentwickelt und als „Spiral Dynamics“ bekannt. Das Sinnbild der Spirale soll verdeutlichen, dass Entwicklung zwar relativ linear, aber nicht starr, mehr als Strom, als Wahrscheinlichkeit verläuft. Entscheidend hierbei ist: Zunehmendes Bewusstsein „erschafft“ Stufe um Stufe neue Werte. Indem es bisherige Wertvorstellungen transzendiert, erweitert und sie auf ein höheres Level hebt. Egoistische Motive führen über die Fähigkeit zu menschlichen Bindungen hin zu globalen Sichtweisen. Mit der Höhe der Bewusstseinsebene, also dem Bewusstseinsschwerpunkt, den die Entwicklungsline erreicht, wächst die Reife und Tiefe der Persönlichkeit. Werte wie Achtsamkeit, Liebe (zu allen empfindungsfähigen Wesen), Mitgefühl, Offenheit, Verantwortung kommen immer mehr zur Entfaltung.

Wertvorstellungungen unterschiedlicher Bewusstseinsebenen repräsentieren konträre Weltsichten. Treffen diese aufeinander, ist Streit vorprogrammiert. Menschen mit traditionellem, konformistischem, konservativem Bewusstsein legen Wert auf Regeln, Disziplin, Fairness, Sicherheit und Verlässlichkeit. Für den leistungsorientierten modernen Menschen auf der nächsthöheren Bewusstseinsebene sind Erfolg, Effektivität, Wissen und Anerkennung wichtig. Postmodernes, pluralistisches, grünes Bewusstsein (nächsthöhere Ebene) favorisiert Werte wie Hilfsbereitschaft, Harmonie, Kreativität, Nachhaltigkeit. Nehmen wir zum Beispiel den Klimawandel, um grob zu veranschaulichen, wie divergierende Wertvorstellungen unser Handeln beeinflussen: Konservatives Bewusstsein scheut Veränderung und hofft darauf, dass es „die da oben“ regeln. Modernes Bewusstsein hat Angst vor Misserfolg und Verlust und möchte die Natur beherrschen. Postmodernes Bewusstsein vermeidet Konflikte, findet Selbstverwirklichung und den Schutz und Erhalt natürlicher Lebensräume wichtiger als Erfolg und Statussymbole.

Entwicklungslinien wie die der Werte sind gut erforscht worden. Trotzdem geben Sie nur eine Tendenz, eine – relativ hohe – Wahrscheinlichkeit an, sind im Fluss, entwickeln sich individuell und gesellschaftlich weiter. Natürlich gibt es konservative Naturliebhaber, wollen postmoderne Wissenschaftler Umweltprobleme mit fortschrittlicher Technik lösen und fliegt der eine oder die andere Grüne alles andere als klimaneutral zum Meditieren nach Goa.

Nun ist das Problem des Klimawandels nicht allein unter den Gesichtspunkten (äußerer) Wert und (innere) Werte zu lösen. Es gibt viele weitere Entwicklungslinien (kognitive, moralische, ästhetische ...), die Entscheidungen von Wichtigkeit mit beeinflussen. Bewusstsein ist aber ein maßgeblicher Faktor. Je höher die (gesunde) Entwicklung, desto offener, mitfühlender und weitsichtiger können Entscheidungen zum Wohl aller Wesen getroffen werden. Im Idealfall durch die Integration von Stärken und (gesunden) Interessen aller vom Entscheidungsprozess betroffenen Bewusstseinsebenen und Berücksichtigung vieler Perspektiven.

Da kann man schon mal die Orientierung verlieren. Und auf den Gedanken kommen, das Ganze könnte zu elitären, hierarchischen Strukturen führen. Dem ist nicht so – wenn integrales Bewusstsein und integrale Erkenntnisse im Spiel sind.

Wilbers Wertemodell

Das Wertemodell des interdisziplinären Denkers Ken Wilber ist eine gute Orientierungshilfe und in Gestalt einer Holarchie (Hierarchie von Holons) aufgebaut. Wilber unterscheidet zwischen Grundwert, extrinsischem (äußerlichem) und intrinsischem (innerlichem) Wert.

Jede Daseinsform ist vollkommen und hat den gleichen Grundwert.

Der extrinsische Wert meint die Quantität, Breite, Spanne, die sich in der Fülle aller Erscheinungsformen ausdrückt.

Der intrinsische Wert gibt die Qualität, die Höhe bzw. Tiefe der (Bewusstseins-)Entwicklung an.

Extrinsischer und intrinsischer, also äußerlicher und innerlicher, objektiver und subjektiver, quantitativer und qualitativer Wert greifen als Holons ineinander, als System von Teil/Ganzes. Sehr viele Teile formieren sich zu einem Ganzen, viele Ganze wiederum als Teile zu einem umfassenderen Ganzen usw. Stellen wir das grafisch dar, ergibt sich eine Pyramide, die an der Basis sehr breit ist, eine große Spanne hat. Gewinnt die Pyramide  an (Entwicklungs-)Höhe bzw. innerer Tiefe, läuft sie immer spitzer zu. Der Unterschied zwischen (Macht-)Hierarchie und (Werte-)Holarchie besteht darin, das sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte gewürdigt werden. Außerdem wird klar, dass ein Ganzes von seinen Teilen abhängig ist – und selbst wieder Teil von einem übergeordneten Ganzen wird, das auf einer höheren Bewusstseinsebene mehr als die Summe seiner Teile, neue Qualitäten mit sich bringt, wie wir es am Beispiel der Wertelinie gesehen haben. Bewusstseinsebenen bauen aufeinander auf, können nicht übersprungen, sondern müssen integriert und Stufe um Stufe weiterentwickelt werden. So gibt es weltweit mehr Menschen, deren Bewusstseinsschwerpunkt sich auf einer konservativen Ebene befindet, als Menschen mit modernem Bewusstsein. Diese sind wiederum in der Mehrzahl im Vergleich zu Menschen auf der nächsthöheren, postmodernen Entwicklungsebene.

„Erwirke und bewahre die größtmögliche Tiefe für die größtmögliche Spanne“, empfiehlt Ken Wilber. Denn beides ich wichtig.

In Ausnahmesituationen kann es zu neuen Abwägungen von Werten kommen. Wir erleben das gerade durch die Corona-Pandemie. Grundrechte müssen zeitweise eingeschränkt werden, um Leben und Gesundheit zu schützen.
 
Wohlwollen und Demut 

Innere und äußere Krisen rufen eindringlich ins Gedächtnis, was wirklich zählt, ermahnen uns, Werte aufs Neue abzuwägen, Dinge wertzuschätzen, die wir vorher für selbstverständlich gehalten haben. Eine Krankheit, der Verlust des Arbeitsplatzes, die Trennung von einem geliebten Partner konfrontieren uns mit Gefühlen der Ohnmacht, der Perspektiv- und Wertlosigkeit. Werte wie Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht und Mut können dann eine Stütze sein. Bilder von durch Flutkatastrophen zerstörten Häusern, von hungernden Kindern oder Flüchtlingen rufen uns den Wert eines Dachs über dem Kopf, eines gefüllten Kühlschranks, einer Heimat – von Demut – in Erinnerung zurück.
Der Begriff Wertschätzung wird zumeist als nach außen gerichtete subjektive und positive Bewertung verstanden, die durch Vergleich Gewicht bekommt. In Bezug auf Mitmenschen äußert sie sich in Wohlwollen, als Zuneigung, Respekt, Anerkennung, Würdigung ihrer Einzigartigkeit. Wir signalisieren anderen, dass wir ihren Charakter, ihre Fähigkeiten und Wertvorstellungen für gut und erstrebenswert halten, dass wir sie ganz einfach mögen, so wie sie sind.

Jede/r weiß, wie gut es tut, anderen mit Wertschätzung zu begegnen. Und Wertschätzung zu erhalten und sich selbst entgegenzubringen.

Der von Ethik und Nachhaltigkeit animierte Umgang mit materiellem (und ideellem) Wert, die bewusste Weiterentwicklung innerer Werte und echt gemeinte Wertschätzung „lohnen“ sich. Und schließen Geschenke, die Faszination für Kronkorken (inklusive der dazugehörigen Flaschen) und das Sammeln wilder Tiere keinesfalls aus.

Innehalten und Entwicklung – Oder: Stillstand und Rückschritt

Gut, ich hatte in Ruhe gefrühstückt und mir vorgenommen, alles Weitere, komme, was wolle, in Ruhe zu erledigen. Mich nicht abzuhetzen. Mich nicht hetzen zu lassen. Dann hing ein urbaner Großwildjäger mit seiner PS-starken Geländelimousine an der Stoßstange meines Kleinwagens, obwohl ich mich innerorts bereits zu 60 Stundenkilometern nötigen ließ.  Von tg

Das Einparken wurde zur schweißtreibenden Nervenprobe: enge Straße, eigentlich Tempo 30, hinter mir und von vorne kommend Autofahrer, die weder Zeit noch Geduld noch Empathie mitbrachten und auf ihre Vorfahrt pochten. Um es kurz zu machen: Nachdem ich mehrfaches Hupen, haarscharfe Überholmanöver und das Widerwillen und Unverständnis ausdrückende Kopfschütteln eines Fußgängers, der zehn Sekunden warten musste, über mich hatte ergehen lassen, konnte ich den Motor ausstellen und tief durchatmen. In der Stadt ein ähnliches Bild. Alle, (fast) alle hetzten durch die Läden, die Ellenbogen ausgefahren. Die wartende Schlange an der Kasse stand unter Strom. Mittlerweile war meine Gelassenheit dahin.

 

Die technische Entwicklung schreitet in rasantem Tempo voran. Wirtschaftlicher Erfolg wird an jährlichen Steigerungsraten gemessen, an Geld und Zahlen. Höher, schneller, weiter – häufig ohne Rücksicht auf Verluste. Wo es (wenige) Sieger gibt, gibt es (viele) Verlierer. Wer im Job überleben will, muss sich ranhalten. Nun soll das nicht prinzipiell verurteilt werden, ein differenzierter Blick würde Vor- und Nachteile erkennen. Aber, wenn wir das Leistungsprinzip und die Maßstäbe der Wirtschaft eins zu eins auf unser Privatleben übertragen, hetzen wir nach Feierabend vom Einkauf zum Fitness-Studio, zum Workshop, zur Party ... Wann wollen wir uns dabei wirklich fühlen? Wo bleibt Zeit für rücksichtsvolle zwischenmenschliche Begegnungen? Was wird mit denen, die das Tempo nicht (mehr) mithalten können oder wollen?

 

Innere Tiefe braucht (Selbst-)Reflexion, Bewusstsein, Respekt, Verständnis, Liebe. Und Geduld. Mit sich und anderen. Dazu ist es nötig, auch einmal innezuhalten. Sonst ist Erkenntnis und innere Entwicklung kaum möglich. Innere Entwicklung wirkt sich auch auf unser Handeln aus. Und so ist (innere) Entwicklung, die auf Tiefe und Innehalten basiert, paradoxerweise der Motor für Fortschritt im außen.

 

Allein ein Dankeschön, ein anerkennendes Wort zu einer gestressten Verkäuferin, kann zu einem kurzen persönlichen Gespräch führen, zu einem "Zeitloch", in dem ein "miteinander in Resonz gehen" ermöglicht wird. Ein Moment, in dem wir ein wenig mehr über uns und den anderen erfahren. Der uns ein Lächeln auf die Lippen zaubert – mit dem wir dann (im Rückspiegel) dem Hintermann signalisieren, dass wir seine Eile verstehen, uns aber trotzdem nicht hetzen lassen.


Was tun, wenn das Geld nicht reicht?

Es kann manchmal schnell gehen und schon gerät man in eine finanzielle Schieflage. Ganz plötzlich reicht dann das Geld auf einmal nicht mehr. Denkbare und häufige Gründe sind der Verlust des Arbeitsplatzes, ein Unfall oder ein Partner, der die Alimente für die Kinder einfach nicht zahlt. Aktuell kommen noch viele Probleme hinzu, die durch die Corona Pandemie ausgelöst wurden.   Von me

Wer ohnehin nur über ein kleines Einkommen verfügt, was gerade so zum Leben ausreicht, dem wird viel Geld fehlen, wenn er plötzlich nur noch Kurzarbeitergeld bezieht. Zur gleichen Zeit gibt es aber auch einen großen Hype für Kryptowährungen. In welche Kryptowährung investieren 2021, fragen sich die, die nicht von der Corona Krise betroffen sind und die über entsprechendes Investitionskapital verfügen. Aber auch diese Investoren müssen sich darüber im Klaren sein, wie volatil dieser Markt ist und welche Risiken damit verbunden sind.

 

Das Geld reicht nicht, was nun?

 

Gerade während der Pandemie und ihren finanziellen Auswirkungen kann unter Umständen ein finanzieller Engpass mit Wohngeld überbrückt werden. Das gilt allerdings nur dann, wenn man kein Hartz IV, Sozialhilfe oder Grundsicherung bezieht. Ob man einen solchen Anspruch tatsächlich hat, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.

 

Die Grenzen, bis wann und in welcher Höhe Wohngeld gezahlt werden kann, ist recht komplex. Einbezogen werden hier die Zahl der Haushaltsmitglieder. Auch die Miete spielt hier eine wichtige Rolle. Hier geht es um die Mietstufen, die in der jeweiligen Wohngemeinde gelten. Auch wenn es ein komplexes Thema ist, so sollte man sich auf jeden Fall an die zuständige Behörde wenden und sich entsprechend informieren.

 

Der Bereich des Kindergeldes

 

Für alle, die einen Anspruch auf Kindergeld haben, kann nun möglicherweise ein Anspruch auf Kinderzuschlag geltend gemacht werden. Auch hier gelten natürlich wieder unterschiedliche Voraussetzungen. Hier ist zum Beispiel nur berechtigt, wer Arbeitnehmer ist und nicht verheiratet oder in einer Lebenspartnerschaft lebt. Zudem müssen die Kinder auch hier, genau wie beim Kindergeld, unter 25 Jahre alt sein. Das Familieneinkommen bei Paaren muss mindestens 900 brutto betragen und bei Alleinerziehenden muss sich dieses auf mindestens 600 Euro belaufen.

 

Arbeitslosengeld II bzw. Hartz IV, ja oder nein?

 

Wenn das Familieneinkommen inklusive Kindergeld und Wohngeld nicht ausreicht, dann hat man einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV).

 

Sollte das Familieneinkommen einschließlich Kindergeld und eventuell Wohngeld plus Kinderzuschlägen ausreichen, dann hat man keinen Anspruch auf Hartz IV mehr.

 

In diesem Zusammenhang gibt es zumindest eine gute Nachricht, denn die Bundesregierung hat das Sozialschutz-Paket zur Bewältigung der Corona-Krise verabschiedet. Diese vereinfacht den Zugang zum Kinderzuschlag.

 

Außerdem hat die Arbeitsagentur während der Corona-Pandemie bei Neuanträgen nur das letzte Monatseinkommen und nicht wie im „Normalfall“ der letzten sechs Monate geprüft.

 

Unnötige Ausgaben vermeiden

 

Natürlich ist jeder, dessen Geld nicht mehr reicht, gut darin beraten, seine Ausgaben genau zu überprüfen. Auch Besserverdiener können in die gleiche Situation kommen, ohne einen Anspruch auf staatliche Hilfe zu haben. Ein gehobenes Gehalt geht auch häufig mit höheren Ausgaben einher. Hier gilt es zu prüfen, ob man nicht die ein oder andere Belastung möglichst schnell entfernen kann.

 

Dabei kann es sich zum Beispiel um überflüssige Abos oder Beiträge handeln, von denen man schon lange keinen Nutzen mehr hat. Und mit etwas Optimismus kann man eine Krise auch durchaus als Chance sehen und seinen weiteren Lebensweg so einrichten, dass man von einer Krise nicht gleich komplett aus der Bahn geworfen wird.


Der beglückende Tanz von „aufwachen“ und „aufwachsen“

Können wir davon ausgehen, dass wer bewusst ist, auch immer bewusst handelt? Bedeutet bewusstes Handeln zudem „richtiges“ Handeln? Und was genau ist überhaupt Bewusstsein?  Von tg

Verliert jemand das Bewusstsein, ist er handlungsunfähig. Bewusstsein ist also eine wichtige Voraussetzung für die Ausführung einer Handlung. Aber, wie oft handeln wir tatsächlich bewusst? Weniger als gedacht. Man nimmt an, dass wir 90 % und mehr im Autopilot unterwegs sind. Das Unterbewusstsein ordnet im Höchsttempo Wahrgenommenes ein, beeinflusst unser Denken und Fühlen, regelt Funktionen des Organismus und Tätigkeiten, die gewohnheitsmäßig ausgeführt werden. Würden wir jeden Schritt, jede Kleinigkeit immer wieder aufs Neue überdenken, wären wir völlig überfordert, nicht mehr aufnahmefähig und schon gar nicht in der Lage, offen für bewusste Entscheidungen zu sein.


Wie sieht es nun mit den restlichen Prozenten aus? Ist bewusstes Handeln immer „richtig“? Nein, denn wir wissen, dass es Menschen gibt, die bewusst „falsch“ handeln. Und sogar, wer sich absolut sicher ist, eine gute Entscheidung zu treffen, erkennt mitunter im Nachhinein, dass er einen Fehler begangen hat. Doch nach welchen Kriterien unterscheiden wir, was falsch und was richtig ist? Und machen wir es uns mit einer derart simplen Unterscheidung nicht zu leicht? Was sich nach Haarspalterei und Schwarz-Weiß-Denken anhört, ist durchaus wichtig. Gehen wir der Sache auf den Grund.

Das Mysterium


Zuallererst gilt es zu klären, was im Allgemeinen unter dem Begriff Bewusstsein verstanden wird. Und schon beginnen die Probleme. Denn Bewusstsein lässt sich nur schwer (be)greifen. Philosophen, Psychologen, Weisheitslehrer, Geistliche und Naturwissenschaftler versuchten und versuchen auf unterschiedlichen Wegen das Mysterium Bewusstsein zu entschlüsseln und kommen zu zum Teil abweichenden Definitionen, vertreten konträre oder unbefriedigende, weil unvollständige Meinungen. Bereits die Ausgangsfrage gibt eine bestimmte, eingeschränkte Richtung der Erforschung vor: Ist Bewusstsein schon immer da oder wird es vom Gehirn erzeugt? Ist Bewusstsein dem Menschen vorbehalten, ein Synonym für Geist und Seele oder gar eine Illusion? Wird künstliche Intelligenz bald Bewusstsein entwickeln? Viel Diskussionsstoff. Bleibt die Erkenntnis: Nur mit vielfältigen Sichtweisen kann es gelingen, dem Bewusstsein auf die Schliche zu kommen. Dazu benötigt es Klarheit, Wachheit, Wissen und Bewusstsein. Bewusstsein, das Bewusstsein erforscht. Also sich selbst.


Ein relativ neuer theoretischer Rahmen, der die Erkenntnisse diverser Disziplinen und Weltanschauungen umfassend miteinander vereint, ist der Integrale Ansatz, der u. a. vom interdisziplinären Denker Ken Wilber vertreten wird. Der Integrale Ansatz soll uns als Instrument dienen, die vielfältigen Sichtweisen von Bewusstsein unter einen Hut zu bringen. Wir werden dabei den Fokus auf die spirituelle Entwicklung des Menschen richten und das große Ganze im Auge behalten.


„Bewusstsein selbst ist nicht etwas, sondern der Grad an Offenheit oder Leerheit, die Lichtung ...“, erklärt Wilber. Der Psychologe und Bewusstseins-Theoretiker Allan Combs spricht von einem dimensionslosen Feld, „einem scheinbar unendlichen Urgrund, der hinter aller Erfahrung hervorlauert und sie durchdringt.“ Und führt weiter aus, Bewusstsein sei „die Essenz dessen, was ich bin, was du bist, was es bedeutet, Mensch und lebendig zu sein ...“ Und: „... die klarste und auch einfachste Tatsache der Welt.“

Zustände und Ebenen


Schauen wir, wie wir die „klarste und einfachste Tatsache der Welt“ integral untersuchen. Immerhin geht es um ganz persönliche, existenzielle Dinge, den Platz, den wir in der Welt einnehmen, den Sinn des Lebens schlechthin.


Kommen wir zur Sache. Ken Wilber unterscheidet zwei wesentliche Erscheinungsformen von Bewusstsein: (horizontale) Bewusstseinszustände und (vertikale) Bewusstseinsstrukturen (oder -ebenen oder -stufen). Gemeinsam mit Allan Combs hat er eine grundlegende Idee für den Zusammenhang dieser beiden wesentlichen Erscheinungsformen von Bewusstsein entwickelt (Wilber-Combs-Raster). Einfach, genial. Und entscheidend für das Verständnis von Bewusstsein und dem Wesen spiritueller Erfahrungen.


Es gibt drei natürliche, grundlegende Bewusstseinszustände, mit denen jede/r vertraut ist: Wachen, Träumen und Tiefschlaf. Die großen Weisheitstraditionen gehen davon aus, dass wir bei der spirituellen Innenschau, etwa beim Meditieren, Variationen dieser natürlichen Zustände durch intensives Üben „willentlich“ einnehmen können. Sie werden als grobstofflich, subtil und kausal bezeichnet. Mehr noch können wir darüber hinaus in der Meditation den Zustand des Zeugenbewusstseins (reines Bezeugen dessen was ist) und des nichtdualen Gewahrseins (Einheit mit dem Urgrund aller Zustände) schulen. In der Nicht-Dualität löst sich das Ego auf – ein Zustand der „unverfälschten“ Befreiung, der Erkenntnis, selbst das unendliche Bewusstsein zu sein, auch Verwirklichung oder Erleuchtung genannt. Im tatsächlichen Leben drückt sich dies als „das nichthandelnde Handeln des reinen Bezeugens aus“ (Ramesh S. Balsekar). Alle Handlungen sind frei von Zweifeln, „völlig losgelöst davon, was das Resultat sein wird“. Ebenso frei von einem Verlangen nach Veränderung dessen „Was-Ist“ und Beurteilungen wie „gut“ oder „schlecht“.


An diesem Punkt kann, was sich einleuchtend anhört, leider schräg werden. Wer einmal Satsangs besucht hat, durfte feststellen, dass auch Erleuchtete Meinungen vertreten, Dinge interpretieren. Und mitunter Handlungen ausführen, die dem normalen Menschenverstand unerleuchtet und „falsch“ erscheinen. Wie ist das möglich? Das Wissen von der Existenz von Bewusstseinsstrukturen – das erleuchtete Meister nicht automatisch haben – hilft uns weiter.


Bewusstseinsstrukturen, die wir im Folgenden der Einfachheit halber (und weil sie das Bild von übereinandergeschichteten, ineinandergreifenden, aufsteigenden Stufen besser veranschaulichen) Bewusstseinsebenen nennen, sind nicht direkt über Meditation erfahrbar. Wollen wir etwas über unsere eigenen Strukturen/Ebenen herausfinden, braucht es einen wachen Blick von außerhalb. Den wir einnehmen können, wenn wir ein wenig zur Seite treten und uns selbst, unsere Gedanken, Gefühle, Vorstellungen, Muster, Handlungen unvoreingenommen betrachten und untersuchen. Eine gute Übung. Doch da wir uns selbst gegenüber niemals völlig objektiv sein können, kommen wir nicht aus ohne Beobachtungen und Hinweise von anderen, ohne systematische Analysen (vieler Probanden) – ein Fachgebiet von Psychologie und wissenschaftlicher Forschung.


Was haben die Fachleute festgestellt? Während wir wachsen und reifen, verändern sich die Muster unseres Denkens, unserer kognitiven (und anderer) Fähigkeiten, mithilfe derer wir uns selbst und unsere Umwelt bewusst wahrnehmen. Muster, Strukturen, die unsere Realtität, unsere Weltsicht, unsere Selbsteinschätzung prägen und unsere Handlungen bestimmen. Wilber benennt neben der kognitiven viele weitere Fähigkeiten (Talente,  Intelligenzen), kurz (Entwicklungs-)Linien genannt, die diese Veränderung durchlaufen. Kognitive Fähigkeiten sind wichtig und zielführend für bewusste Wahrnehmung. Dennoch erschließt sich Erkenntnis nicht nur über den Geist, sondern auch über Gefühle (emotionale Linie), Begegnung (zwischenmenschliche Linie), Einordnung von Verhalten (moralische Linie) u. a. m. Alle Linien entwickeln sich zu/über Bewusstseinsebenen, die unterschiedlich reife Ausformungen erlangen können. Wilber drückt es folgendermaßen aus: „Je größer also in einer Linie der Grad an Bewusstsein ist, desto ‚höher‘ können wir eine Ebene nennen“.


Während (nicht konstante) Bewusstseinszustände sofort und immer verfügbar sind, müssen Bewusstseinsebenen Stufe für Stufe erklommen werden. Von egozentrisch zu ethnozentrisch zu weltzentrisch zu integriert (es gibt auch andere und differenziertere Abstufungen). Das dauert. Und bedeutet ab einem bestimmten Zeitpunkt – dem Erreichen einer im Laufe der menschlichen Entwicklungsgeschichte auf breiter Basis gefestigten Ebene – (Bewustseins-)Arbeit, wollen wir höhere Ebenen erreichen.


Jede Bewusstseinsebene geht mit ganz eigenen Denkmustern, Vorstellungen, Überzeugungen und daraus abgeleiteten Verhaltensweisen einher, die als richtig und wahr eingestuft werden, aber nur relativ richtig und wahr sind, weil (durch die jeweilige Höhe) begrenzt und unvollständig. Ein Grund für jede Menge Streitigkeiten (zwischen unterschiedlichen Bewusstseinsebenen) in der Welt.

Eine gute Kombination


Kommen wir zum von Ken Wilber und Allan Combs entdeckten Zusammenhang zwischen Bewusstseinszuständen und Bewusstseinsebenen. Auf jeder Bewusstseinsebene können Bewusstseins- und Erleuchtungszustände erfahren werden. Ein Mensch auf der ethnozentrischen Ebene kann das, ein Mensch auf der weltzentrischen oder integrativen Ebene kann das. Trotzdem handelt jeder Mensch auf Basis seiner, durch die Höhe der erreichten Bewusstseinsebene begrenzten Weltsicht, die zudem von Konditionierungen und Schatten (unterdrückte Anteile der Persönlichkeit) und jeder Menge eigenem und kollektivem Kram gefärbt ist. Kommen noch über 90 % Unbewusstheit hinzu wird klar, dass Handeln in spirituellen Bewusstseinszuständen nicht automatisch „richtig“ ist und das Erleuchtungs-Konzept der großen Weisheitstraditionen einer Reform bedarf.

 
Erleuchtung im integralen Sinn heißt eins werden mit allen (Bewusstseins-)Zuständen und allen (Bewusstseins-)Ebenen. Das Motto lautet: „aufwachen“ und „aufwachsen“. Das bedeutet: durch Techniken wie Meditation, Kontemplation, Yoga etc. Zustände bis hin zur Einheitserfahrung schulen. Und gleichzeitig möglichst hohe Ebenen von Bewusstsein erklimmen. Hierbei hilft der Integrale Ansatz hervorragend. Bewusstsein als Leere, als Freiheit, als ewiger, zeitloser Urgrund und Bewusstsein als Fülle, in der Manifestation, der evolvierenden Materie, vereinen sich auf diese Weise zu einem umfassenden Bewusstsein. Wir können dann (zeitweise) mühelos durch das Leben gleiten, dieses bezeugen und uns vollständig eins mit allem fühlen. Gleichzeitig bewusst handeln, im Wissen um unsere Strukturen, Muster und unbewussten Impulse. Je mehr wir uns auf höhere Bewusstseinsebenen schwingen, umso komplexer wird unser Verständnis von Innen- und Außenwelt, unser Weltbild insgesamt. Und umso offener und größer unser Mitgefühl, unsere Liebe für alle Wesen, das gesamte Universum. Um jedem Streben nach Erleuchtung ein wenig den Stress zu nehmen, sei kurz bemerkt: In einer Welt, die sich untentwegt weiterentwickelt, gibt es logischerweise keine vollkommene, abgeschlossene Erleuchtung.

Theorie und Praxis


Bewusstseinszustände und Bewusstseinsebenen gleichzeitig zu „bewohnen“, fühlt sich anfänglich paradox an. Ist es auch. Aber es funktioniert. „Lebe dein eigenes Selbst und ruhe in der Unendlichkeit“, empfiehlt Wilber, und es steigt die „tiefste Freude auf, die überhaupt vorstellbar ist ...“


Durch Meditation, Beobachtung und Achtsamkeitspraxis kann das Hineinwachsen in höhere Bewusstseinsebenen beschleunigt werden. Und die (integrale) Beschäftigung mit Bewusstseinsebenen deckt blinde Flecken auf, die Zustandserfahrungen verborgen bleiben, und gibt Begriffen wie Gewissheit, Verantwortung, freier Wille und Handlungsfreiheit eine neue, greifbare Bedeutung.

 

Womit sich jetzt auch die Sache bzgl. „richtig“ und „falsch“ klären lässt. Ja, wir reden hier von einer Bewertung, einer Beurteilung – und die ist, wie wir bereits wissen, in Weisheitstraditionen verpönt. Um Bewusstseinsebenen zu verstehen, brauchen wir aber eine vergleichende Einordnung von Phänomenen. Damit dies nicht als Machthierarchie missverstanden wird, spricht der Integrale Ansatz von Holarchie, einer Wertehierarchie, die die Qualitäten jeder Bewusstseinsebene wertschätzt (und schon gar nicht auf Unterdrückung abzielt). Da die Ebenen Stufe für Stufe erklommen werden müssen, ist jede Ebene wichtig. Integral bedeutet, alles einzubeziehen. Ohne die Basis, ohne das Fundament der unteren stehen höhere Ebenen auf wackligen Füßen. Und erst auf der integrativen bzw. integralen Bewusstseinsebene ist diese Einordnung und Wertschätzung wirklich und umfassend möglich.


Die Einschätzung von richtig und falsch, dessen was ich tun soll, wird von der Entwicklungshöhe der erreichten Ebene der moralischen Entwicklunglinie bestimmt. Da die Begriffe „richtig“ und „falsch“ häufig mit Schuldgefühlen einhergehen, reden wir lieber von konstruktiv und destruktiv oder altruistisch und egoistisch.

Das gesamte Spektrum


Unser Handeln – im Hier und Jetzt – als konstruktiv oder desktruktiv zu erkennen und wenn nötig und möglich willentlich und verantwortungsbewusst zu ändern, ist in der aktuellen Situation der Menschheit, der gesamten Schöpfung auf unserem Planeten Erde überlebenswichtig. Die „bereitwillige Annahme all dessen, was das Leben bringen mag“ (Balsekar) reicht nicht aus. Aber über zuinnerste Bewusstseinzustände treten wir spürbar in Kontakt mit dem „Tiefsten, das im eigenen Herzen Galaxien gebiert“ (Wilber). Wer sich all-eins fühlt, handelt nicht wider die (eigene) Natur.


Seien wir nicht mit der halben Wahrheit zufrieden. Nehmen wir Herz und Verstand in beide Hände, Zustände und Ebenen mit ins Boot. Werden wir aus der grenzenlosen Stille heraus, im Bewusstsein des gesamten Spektrums unserer begrenzten irdischen Möglichkeiten, sich weiterentwickelnde, liebevolle, mitfühlende Gestalter unseres Lebens, im Innern und im Außen
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Den ersten Schritt machen

Einmal im Leben drei Wünsche frei haben, und unsere kühnsten Träume werden wahr. Nun, ganz so einfach ist es nicht – auch nicht im Märchen. Märchenhelden und -heldinnen müssen sich immer auf den Weg machen, um nach Strapazen und Schwierigkeiten ans Ziel ihrer Träume zu gelangen.  Von tg

Es gibt kleine und große, bescheidene und utopische, heimliche und brennende Wünsche. nicht nur im Märchen. Einige erfüllen wir uns selbst, während wir uns andere versagen. Denn oft bleibt es bei der Hoffnung, dass es irgendwann von allein „passiert“. Oder wir tun Wünsche vorschnell ab, weil sie unrealistisch erscheinen, wir bescheiden sein wollen, uns eine garstige innere Stimme weismachen will, wir hätten es nicht verdient.

 
Dabei sind gerade die wiederkehrenden und sehnlichsten Wünsche ein Schatz, den wir in uns tragen. Trauen wir uns also zu träumen!


Träume machen Wünsche innerlich sichtbar, spürbar, geben einen Vorgeschmack auf das, was möglich scheint. Möglich ist? Träume beflügeln die Fantasie, lassen uns einen Blick wagen in eine Zukunft, die sich erstrebenswert, sinnvoll und zutiefst befriedigend anfühlt.

Kleine und große Veränderungen


Doch können Wünsche und Träume Realität werden? Ja, Wünsche und Träume haben eine erstaunliche Kraft. Wenn wir an sie, an uns glauben. Wenn wir eine Vision, ein Ziel formulieren, den ersten Schritt machen, mit Liebe, Zuversicht, Geduld, Vertrauen und starkem Willen dranbleiben.
Unterwegs kann es Hindernisse, Umleitungen und Rückschläge geben. Oder wir hadern und zweifeln, befragen unser Herz, überlegen hin und her und stellen fest – nicht jeder Traum geht (hundertprozentig) in Erfüllung.


Auf jeden Fall setzen wir kleine und große Veränderungen in Gang. Das kann ein freies Wochenende sein, mal ganz allein und ohne die alltäglichen Verpflichtungen. Ein Hobby, für das wir uns endlich Zeit nehmen. Eine bezahlbare neue Wohnung, in der wir uns wohlfühlen. Die Suche nach einem Partner, mit dem wir auf der gleichen Wellenlänge liegen. Eine Tätigkeit, die wir lustvoll und kreativ ausüben, bei der wir individuelle Eigenschaften und Begabungen einbringen. Vielleicht entdecken wir dabei unsere Berufung. Unser einzigartiges Strahlen, das wir der Welt zum Geschenk machen.

Wach sein und wachsen


Spirituell leben, ganz im Hier und Jetzt, nur dem Moment verpflichtet, und gleichzeitig den Kopf in den Wolken haben und für die Zukunft planen – wie passt das zusammen? Wunderbar. Beides ergänzt sich und macht uns zu vollständigeren Menschen. Unsere Ausrichtung weckt Neugier und Schaffenskraft, setzt den Impuls zur Weiterentwicklung, zum Handeln. Und Präsenz und Achtsamkeit lassen uns auf unserem Weg offen bleiben für das was kommt.


Datenschutz im www – Oder: Die Tageslichtlampe

Ich sitze im Dunkeln. Schuld daran ist dieser Onlineshop vom ****-Versand. Ich gebe zu, ganz schuldlos bin auch ich nicht. Der Preis war geil, da erwachte mein Geiz. Und ich log. Aus hehren Beweggründen – aber ich log.  Von tg

Zwei Wochen hat es mich Nerven gekostet. Und Telefongebühren. Und ich sitze immer noch im Dunkeln.

 

Ich bin ein Verfechter des Datenschutzes. Die Volkszählung habe ich aus Überzeugung verweigert. Damals. Eine Geschichte, die jüngeren Mitmenschen nur noch ein mitleidiges Lächeln entlockt. Deshalb erzähle ich sie nicht mehr. "Akzeptier einfach die AGB, mach dir nicht die Mühe, die auch noch zu lesen", muss ich mir anhören, wenn es um Diskussionen über den Datenschutz im World Wide Web geht.

 

Um zum Thema zu kommen: Obwohl ich das persönliche Gespräch und den guten Service beim Händler vor Ort schätze und dafür gern etwas mehr bezahle, konnte ich letztes Jahr der Versuchung nicht widerstehen, online ein Schnäppchen zu ergattern. Erstaunlicherweise gelang es mir, die einzelnen Punkte der Online-Bestellung zu bewältigen. Die von mir geforderten Daten tippte ich ohne große Bedenken ein (Vorkasse – bloß keine Bankdaten preisgeben!). Als es um mein Geburtsdatum ging, wurde ich zum Fälscher. Hatte ich doch erst kürzlich einem Artikel, wer weiß wo, die Warnung entnommen, aus Datenschutzgründen niemals das richtige Geburtsdatum einzugeben. Die Bestellung klappte, der gewünschte Gegenstand kam per Post, hatte kleine Macken, doch ich behielt ihn, zu faul, ihn wieder zurückzusenden und umzutauschen. Nun ja.

 

Vor zwei Wochen kam die Mail, der Newsletter vom ****-Versand: Null Versandkosten, dazu Aktionspunkte, und die Tageslichtlampe, auf die sich meine geschwächten Augen schon lange freuten, im Mega-Angebot. Bei der Online-Bestellung klappte alles bestens, bis mein Geburtsdatum gefordert wurde. Belustigt tippte ich 8 beliebige Zahlen ein – die Bestellung wurde mir mit roten Buchstaben verweigert: Falsches Passwort! Mir ging ein Licht auf. Mein (falsches) Geburtsdatum, das ich letztes Jahr eingegeben hatte (und natürlich nicht mehr wusste) diente als Passwort. Ich rief die kostenpflichtige (!) Kunden-Hotline an, erklärte der Dame am anderen Ende meine Schwierigkeiten, und dass ich mich beim Geburtsdatum wohl vertippt hatte. "Sagen Sie mir doch mal ihr Geburtsdatum. Ich werde den Vorgang umgehend prüfen". Gedankenschnell erfand ich eins und bekam die enttäuschende Antwort: "Das weicht ja völlig ab. Da kann ich nichts machen. Eine Kollegin von mir wird Sie anrufen". Ich wies auf die in 5 Tagen auslaufende Aktion hin, die Aktionspunkte. "Drei, vier Tage wird es schon dauern".

 

Eineinhalb Wochen später raufte ich mir die Haare. Kein Anruf der Kollegin vom ****-Versand, Aktionspunkte verfallen, ich saß weiter im Dunkeln. Meine Laune hatte sich schwer verfinstert. Weitere Ausgaben, die mir bei Benutzung der Kunden-Hotline enstehen würden, lehnte ich strikt ab. Auf der Webseite des ****-Versands fand ich ein Kontaktformular: Bitte schildern Sie Ihr Anliegen möglichst ausführlich. Ich tat es, sprach von Tippfehler, bat um Rückruf der "Kollegin". Zwei, drei Tage später erhielt ich eine E-Mail, mit der kurzen Aufforderung: "Mailen Sie uns bitte Ihr Geburtsdatum. Wir werden den Vorgang umgehend prüfen".

 

Ich bestellte den Newsletter vom ****-Versand ab, schwor mir, nie wieder dort zu bestellen. Sogar nie wieder online zu bestellen.

 

Es sei denn ein anderer Online-Versand hat mal ein Mega-Angebot. Dann notiere ich mir das Geburtsdatum, damit ich es nicht vergesse. So einfach ist Datenschutz!